Some kind of fun: virtuelles Hobbybrauen

Mit »Brewmaster« sind die durchaus erfolgreichen Simulationsspiele auch beim Thema Homebrewing angekommen.

In den letzten 20 Jahren ist ihre Anzahl regelrecht explodiert: Computerspiele, die auf den ersten Blick für den Mainstream mittelspannende Vorgänge simulieren – und doch offenbar vielen Freude bereiten. Sie sind wahrscheinlich nicht nur weniger aufwendig in der Entwicklung als die großen Blockbuster unter den Games, sondern erfreuen sich auch großer Beliebtheit. Nach Aufbausimulationen, Flugsimulatoren und Fußballmanagerspielen hat sich das Genre zuletzt weiter verbreitert und so gibt es nun den »Powerwash Simulator« für all jene, die Freude am Hochdruckreinigen haben, den humorigen »Goat Simulator«, in dem sich als Ziege allerlei Chaos stiften lässt, und natürlich diverse Beispiele aus dem Bereich öffentlicher Verkehr für Fans von U-Bahnen, Bussen und selbstverständlich Zügen.

Manches davon mag sich in erster Linie witzig anhören, aber hinter den Produkten stecken zum Teil viel Leidenschaft, Fachwissen und eben Fantum. Außerdem wäre es ziemlich lächerlich, sich über andere und ihre Freizeitvorlieben und Interessen lustig zu machen. Ein gewisser Hang zum Nerdtum ist in den letzten 20 Jahren glücklicherweise mehrheitsfähig geworden. Deswegen dürfen wir uns ja auch so hemmungslos, wie es unser Zeitbudget zulässt, mit Bier beschäftigen und immer mehr auch damit, dieses selbst zu brauen, Stichwort Homebrewing.

Brauen nach Rezept

— In einem Ingame-Magazin wird die Rezeptsammlung im Spiel laufend erweitert. — © Auroch Digital

Das britische Entwicklerteam von Auroch Digital hat in den letzten zehn Jahren allerlei Mobile Games und PC-Spiele herausgebracht und zuletzt etwa auch angekündigt, an einem Egoshooter im »Warhammer»-Universum zu arbeiten. Was uns hier aber mehr interessiert: Im September ist bei diesem der Titel »Brewmaster: Beer Brewing Simulator« für PC und Konsole erschienen. In klassischer Egoperspektive bewegt man sich dabei durch ein durchaus großzügig dimensioniertes Eigenheim und braut zu Beginn in der eigenen Küche im 20-Liter-Kanister das erste Bier. Dazu müssen die richtigen Zutaten besorgt und aus dem Vorratskasten geholt und in der richtigen Menge zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden. Nach dem ersten Erfolg erweitern sich die Möglichkeiten, ein In-Game-Magazin informiert über News aus Welt der Homebrewer und versorgt die Spielerin und den Spieler mit neuen Rezepten, die dann am Bildschirm nachgebraut werden können.

Ein Schritt nach dem anderen

Das Bild zeigt die Möglichkeiten wie die Rezeptsammlung im Spiel laufend erweitert wird.
— Die Schritte des Bierbrauens sind in »Brewmaster« virtuell einzeln auszuführen. — © Auroch Digital

Nach allem, was sich ohne allzu große eigene Erfahrung mit Homebrewing sagen lässt, sind die Bemühungen der EntwicklerInnen dabei durchaus ernsthaft. Im Laufe des Spieles werden sowohl die Rezepte etwas komplexer und darüber hinaus muss auch besser mit den Zutaten umgegangen werden. Das Spiel richtet sich dabei vor allem an jene, die bereit sind, ein bisschen Zeit aufzubringen, da viele der einzelnen Schritte tatsächlich einer nach dem anderen durchgeführt werden müssen – auch wenn sich die Wartezeit über einzelne Stunden oder Tage und Wochen natürlich beschleunigen lässt. Wer all die im Spiel vorhandenen Informationen aufnimmt, erfährt viel über Bier, die Geschichte einzelner Bierstile und natürlich auch, wodurch sich diese hinsichtlich ihrer Zutaten und im Brauprozess
unterscheiden. Kooperationen mit unter Bierfans international beliebten Marken sorgen für noch mehr Fannähe. So tauchen BeerAdvovate und Hop Culture im Spiel als Sponsoren auf und in »BrewMaster« erzielte Erfolge lassen sich auf UnTappd im eigenen Profil anzeigen.

Kein Entweder-oder

Bleibt am Ende, gerade in diesem Fall, natürlich eine Frage: Im Gegensatz etwa zu einer Farmsimulation, deren zugrundeliegende Tätigkeit nicht oder nur schwer selbst durchgeführt werden kann, ist Homebrewing prinzipiell einigermaßen einfach zugänglich. Wieso also nicht gleich selbst zu Hause Bier brauen und dann die Ergebnisse – seien sie gelungen oder auch nicht – gemeinsam mit FreundInnen verkosten? Weil es wahrscheinlich oft nicht um ein Entweder-oder geht. Eher richtet sich »Brewmaster« aber eben an alle, die mal reinschnuppern wollen und mit Interesse an Bier und einer Freude an Simulationen ausgestattet sind. Und an jene, die daheim brauen und durch das parallele Spielen von »Brewmaster« ihr Wissen erweitern möchten. Das Game lässt sich nämlich auf dem Steam Deck oder auf Nintendos Switch auch unterwegs oder im Bett spielen – brauen kann man hier nur schwer. Und vielleicht ist es ja auch eine spezielle Freude dank eigener Erfahrung draufzukommen, dass manches vielleicht in der Realität doch anders ist als im Spiel. Und Bier trinken kann man auch während des Spielens.

»Brewmaster: Beer Brewing Simulator« ist bereits für PC und Konsole erschienen.