Lagunitas wird halb holländisch

Da rumpelt es im amerikanischen Craft Bier Sektor. Heineken sieht sich laut aktueller Presseaussendung als Partner. Konkret übernimmt der holländische Braugigant 50 Prozent der Brauerei in Chicago.

Lagunitas zählt zu den grössten amerikanischen Craftbeerproduzenten, aktuell rangiert man auf dem fünften Platz. Im Bereich des India Pale Ale Segmentes gilt die Brauerei aus Chicago als Marktführer. Mit Heineken an Bord – so kommuniziert es zumindest Gründer Toby Magee – will man auch international durchstarten.

lagunitas

Keine andere Marke ist weltweit auf so vielen Märkten vertreten wie die kleine grüne Flasche mit dem roten Stern aus Holland. Über die Vertriebskanäle von Heineken erwartet sich Magee sehr große Zuwächse für sein Unternehmen, das mittlerweile gerade den dritten Braustandort baut. Die Kooperation mit Heineken sieht er als riesigen Erfolg für die amerikanische Craftbier-Szene.

Das klingt jetzt alles lieb und putzig. Wenn man in Österreich über Craft Bier spricht, dann denkt man an kleine Unternehmen. Start-Ups, die als Gipsy Brewer nun auf Brauanlagen das umsetzen, was sie über Jahre in ihren Küchen oder kleinen, teils selbstgebastelten Sudtöpfen entworfen haben. Oder vielleicht auch die etwas kleineren Experimentieranlagen von größeren Brauereien, die sich in den letzten Jahren mit dem beschäftigt haben, was wir heute als Craft Bier bezeichnen: Kaltenhausen für den heimischen Heineken-Ableger, das Stieglgut oder das Brauwerk der Ottakringer Brauerei. Nur: Lagunitas produziert im Jahr etwa soviel wie die Stieglbrauerei zu Salzburg. Und ich meine damit nicht nur deren Kreativsortiment in der 0,75 lt Flasche. Lagunitas produziert aktuell cirka 1 Million Hektoliter Bier, das sind alle Stiegl-Produkte gemeinsam, der Nummer 2 am heimischen Biermarkt, der größten heimischen Privatbrauerei. Craft ist also relativ, und wahrscheinlich in Hektolitern kaum mehr messbar.

Jetzt ist das kleine Österreich natürlich nicht mit den vereinigten Staaten von Amerika vergleichbar, aber sollten wir uns auf diese Entwicklung vielleicht vorbereiten? Lagunitas hat 1993 begonnen, also vor 22 Jahren. Stiegl hat eigentlich 1492 begonnen, also 519 Jahre gebraucht um die Grenze der 1 Million  Hektolit zu sprengen. Wie kann das in Österreich weitergehen? Oder Europa allgemein, wo amerikanische Craft Brauer wie Stone gerade versuchen uns weiszumachen, wie sie den Biermarkt revolutionieren können? Wir sind gespannt!